Depressionen

Winterdepression: 25 Prozent sind betroffen

Berlin (dpa) - Je kürzer und dunkler die Tage, desto düsterer sind viele Menschen gestimmt. Die Häufigkeit und die Auswirkungen von Winterdepressionen werden nach Ansicht des Berliner Psychiaters Dieter Kunz in Deutschland deutlich unterschätzt. «Ein Viertel der Bevölkerung verspürt saisonale Stimmungsschwankungen, fünf Prozent leiden», sagte der Chefarzt der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig Krankenhaus in einem dpa-Gespräch. Meist verschlimmere sich die Depression bis zu einem Höhepunkt im Februar oder März. Bei drei bis fünf Prozent der Deutschen werde sie so schlimm, dass sie behandelt werden müsse. Viele Betroffene nähmen die Symptome wie ständige Müdigkeit und Abgeschlagenheit als alljährliche Winterphänomene hin. «Eine Winterdepression ist aber ein klar biologisches Phänomen, kein psychologisches», betonte der Spezialist für Chronobiologie. Symptome wie das um bis zu zwei Stunden höhere Schlafbedürfnis und der Heißhunger auf Kohlenhydrate wie Schokolade seien im Grunde nichts anderes als «Überbleibsel» des Winterschlafs. Die Veränderungen von Hormonspiegel, Herzfrequenz und Blutdruck ähnelten denen eines sich in monatelangen Schlummer begebenden Igels oder Bären. Antidepressiva wie sie gegen «normale» Depressionen verschrieben werden, würden meist nicht helfen. Gegen das Jahrtausende alte Phänomen gibt es Kunz zufolge ein einfaches Mittel: «Licht, Licht, Licht und nochmals Licht.» Vor allem in den Morgenstunden gelte es, möglichst viele Lichteinheiten «aufzufangen», um der inneren Uhr das Ende der Nacht deutlich zu machen. «Gehen Sie zehn Minuten eher aus dem Haus, laufen eine Bushaltestelle weiter und gucken dabei in den Himmel», empfiehlt Kunz. «Selbst der graueste Tag hat mehr Helligkeit zu bieten als die leistungsstärkste Halogenlampe.»

Quelle: Netdoktor.de vom 08.11.2004

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