Depressionen
Depressionen: Bei Johanniskraut auf die Dosierung achten
Göttingen (ddp). Schlagen Stress, Probleme in der Partnerschaft oder das Wetter aufs Gemüt, greifen viele Menschen zu Johanniskraut. Der Wirkstoff ist in Apotheken und Supermärkten in Form von Tabletten oder Tees rezeptfrei erhältlich. «Eine Wirkung ist bei leichten oder mittelgradigen Depressionen nachgewiesen. Allerdings müssen die Patienten unbedingt auf die Dosierung achten», sagt Professor Peter Falkai, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Göttingen und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie. Falkai empfiehlt bei depressiven Symptomen, frei verkäufliches Johanniskraut immer in der im Beipackzettel angegebenen Höchstdosis zu nehmen. «Das entspricht meist 700 bis 900 Milligramm Johanniskraut pro Tag. Diese Menge sollte nach den angegebenen Vorschriften über vier Wochen eingenommen werden», betont Falkai. Präparate aus dem Supermarkt seien häufig sehr niedrig dosiert. Obwohl Johanniskraut pflanzlich ist, dürfte man nicht vergessen, dass es vergleichbar mit einem Psychopharmakon ist. «Entsprechend sind auch Nebenwirkungen wie eine leichte Benommenheit oder eine größere Empfindlichkeit der Haut in der Sonne möglich», sagt der Psychiater. Auch wenn Johanniskraut korrekt angewendet bei vielen Menschen eine stimmungsaufhellende Wirkung zeigt, empfiehlt Falkai bei ernsten Anzeichen für eine Depression einen Psychiater aufzusuchen - diesen würden viele unnötig lange hinauszögern. «Eine verschleppte Depression ist Stress für Seele und Körper und kann schwere gesundheitliche Folgen haben», betont Falkai. Zudem steigt die Selbstmordgefahr. «Und gerade bei ausgeprägteren Depressionen ist es eine Illusion, dass man sie mit Johanniskraut einfach so lösen kann», betont der Arzt. Akutes Alarmzeichen ist eine grundlose Missstimmung, die über mindestens 14 Tage hinweg kontinuierlich andauert. «Dazu können manchmal auch Symptome wie Rückenbeschwerden, Kopfschmerzen oder Übelkeit kommen, die ein Patient gar nicht mit einer Depression in Verbindung bringt», sagt Falkai. Wird eine krankhafte Verstimmung diagnostiziert, hilft in der Regel eine individuell abgestimmte Psychotherapie in Kombination mit Medikamenten.
Quelle: Netdoktor.de vom 20.03.2007
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