Depressionen

Depressionen: Wie elektrische Impulse helfen

Lund (ddp). Schwedische Wissenschaftler haben entdeckt, warum die so genannte Elektrokrampftherapie gegen schwere Depressionen hilft: Der bei dieser Methode künstlich erzeugte Kurzschluss im Gehirn regt das Wachstum neuer Blutgefäße und die Bildung neuer Nervenzellen an - und zwar genau in den Hirnarealen, die durch die Depressionen in Mitleidenschaft gezogen werden. Auf diese Weise verbessert sich der Sauerstoff- und Nährstofftransport, was wiederum zu einer Normalisierung der Gehirnaktivität in den betroffenen Bereichen beiträgt. Über die Arbeit von Johan Hellsten und seinen Kollegen von der Universität Lund berichtet der schwedische Wissenschaftsrat. Bei der Elektrokrampftherapie, auch Elektrokonvulsionstherapie oder Elektroschocktherapie genannt, wird das Gehirn eines unter Narkose stehenden Patienten mithilfe von Elektroden elektrisch gereizt. Dadurch entsteht ein interner Kurzschluss im Gehirn, der zwar dem während eines großen epileptischen Anfalls gleicht, aufgrund der Muskellähmung durch die Narkose jedoch keine Krämpfe verursacht. Die Folge ist eine deutliche Besserung der depressiven Symptome. Angewendet wird dieser Therapieansatz ausschließlich bei Patienten mit schwersten Depressionen, die unmittelbar lebensbedrohlich sind oder die auf alle anderen verfügbaren Therapien nicht ansprechen. Wie genau die Behandlung im Gehirn wirkt, war jedoch bislang nicht geklärt. Offenbar wirkt die elektrische Stimulation dem Schrumpfen bestimmter Gehirnbereiche entgegen, haben Hellsten und seine Kollegen bei Untersuchungen an Ratten nun entdeckt. Bei Patienten mit schweren, lang anhaltenden Depressionen verhindern erhöhte Mengen an Stresshormonen, dass sich im für Erinnerungen und Emotionen zuständigen Hippocampus neue Nervenzellen und deren Versorgungsgefäße bilden. Das führt auf Dauer zu einer deutlichen Größenabnahme dieser Hirnregion. Die Elektrokrampftherapie regt nun die Nervenzellen innerhalb des Hippocampus erneut zum Wachsen an und erhöht gleichzeitig die Produktion neuer Blutgefäße. Mit einer genaueren Kenntnis der biologischen Wirkung der Elektrokrampftherapie könnte der Einsatz der zum Teil sehr umstrittenen Behandlungsmethode noch zielgerichteter werden, hoffen die Forscher. Außerdem wollen sie nun nach alternativen Ansätzen suchen, die einen ähnlichen Effekt wie die elektrischen Impulse hervorrufen.

Quelle: Netdoktor.de vom 14.09.2005

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