Depressionen
Herbstdepression: Raus an frische Luft
München/Bayreuth (dpa) - Mit dem Herbst beginnt für viele Menschen eine Zeit der Niedergeschlagenheit und Schwermut. Sie quälen sich morgens aus dem Bett, essen Berge von Schokolade und fühlen sich ständig schlaff und ausgelaugt. Doch Schonung wäre bei «Saisonal abhängiger Depression» (SAD) die falsche Strategie: Experten empfehlen eine Lichttherapie oder Bewegung an der frischen Luft, ein spannendes Kultur- oder Sportprogramm und viel Kontakt zu anderen Menschen. «Die SAD oder Winterdepression wird durch Lichtarmut ausgelöst», erklärt Professor Manfred Wolfersdorf. Jede Art Depression drückt sich in Angstzuständen, Grübelei, Antriebslosigkeit und Gefühlen der Wertlosigkeit aus. «Zur negativen Stimmung kommen Libidostörungen, Schlaf- und Appetitstörungen», sagt Professor Ulrich Hegerl, Sprecher des Kompetenznetz Depression der Psychiatrischen Klinik der Universität München. «Im Gegensatz zu Betroffenen klassischer Depressionsformen, die unter Schlaflosigkeit und Appetitlosigkeit leiden, haben Betroffene von SAD ein übermäßiges Schlafbedürfnis und Heißhungerattacken auf Süßigkeiten.» Um der Winterschwermut entgegen zu wirken, ist Selbstdisziplin gefordert. Hans-Jürgen Hartmann, Psychotherapeut in Fulda, rät, die Aktivitäten zu steigern: «Kultur, soziale Kontakte, Sport - all dies hilft gegen Depressionen, da es von der negativen Stimmung ablenkt.» Zudem sei eine Lichttherapie möglich. Dabei wird der Patient ungefähr eine Woche lang täglich für etwa 30 Minuten mit Licht der Stärke 10 000 Lux bestrahlt. Dadurch sollen die Netzhaut des Auges stimuliert und stimmungsaufhellende chemische Botenstoffe ausgeschüttet werden. Einfacher als die Lichttherapie ist es, konsequent nach draußen zu gehen: «Ein Spaziergang versorgt tagsüber genauso gut mit Licht und verschafft zusätzlich Bewegung», so Experte Hegerl. Auch ein Urlaub ist eine Flucht aus der Lichtarmut: Ob Wintersport oder Palmenstrand - beides hilft «die Batterien wieder aufzutanken», so Wolfersdorf.
Quelle: Netdoktor.de vom 13.10.2003
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