Depressionen

Depression: Nicht leiden, behandeln lassen

Augsburg (dpa) - Depressionen entwickeln sich nach Expertenmeinung weltweit zu einer Volkskrankheit. «Elf Prozent aller Hausarztpatienten haben eine behandlungsbedürftige Depression», sagte der Augsburger Psychiater und Depressions-Experte Prof. Max Schmauß in einem dpa-Gespräch. Prominentester Patient sei der Fußballer Sebastian Deisler vom FC Bayern München, der wegen Depressionen monatelang in klinischer Behandlung war. Viele Patienten würden ihre Krankheit verschweigen. Schmauß: «Da heißt es von Deisler lernen und sich behandeln lassen. Viele Patienten können wieder gesund werden.» Von 100 Depressiven kommen nach Angaben des Psychiaters nur 50 Patienten zum Arzt und nur bis zu 15 Prozent würden richtig behandelt werden. Ursache für Depressionen sei eine «biopsychosoziale Veranlagung» mit genetischem Hintergrund. Symptome seien Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Konzentrationsstörungen und ein geringeres Interesse beim Sex. Schmauß: «Es ist nicht so sehr Trauer, was Depressive empfinden, sondern Antriebshemmung, Lust- und Freudlosigkeit. Viele empfinden gar nichts, eine große Leere.» Frauen seien vor allem im Alter von 45 bis 60 Jahren doppelt so oft betroffen wie Männer. Die Selbstmordgefahr bei Depressiven sei bis zu 20 Mal höher als bei gesunden Menschen. Experten raten zu einer Behandlung mit Antidepressiva. «Die sind nicht schlimmer als Blutdruckmittel und machen nicht abhängig», sagte Schmauß, der dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) angehört. Er räumte ein, dass bei vielen Patienten schwere Bedenken bestünden, diese Tabletten würden zu einer Persönlichkeitsveränderung führen. «Das ist aber nicht so, wir haben in den letzten Jahren rund zehn neue Substanzen bekommen, die gut helfen.» Depressive sollten sich auf jeden Fall von einem guten Arzt behandeln lassen und nicht leiden. Schmauß: «Depressionen können immer wieder auftreten. Behandelte Patienten können aber beschwerdefrei leben und sagen: Ich bin wieder gesund.»

Quelle: Netdoktor.de vom 13.12.2004

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