Depressionen
Trotz Sonnenschein: Frühjahr macht anfälliger für Depressionen
Berlin (dpa) - Das schöne Wetter macht nicht nur fröhlich: Im Frühjahr steigt auch die Zahl akuter Depressionen regelmäßig an, wie der Deutsche Psychotherapeutenverband mitteilte. Depressiv veranlagte Menschen empfänden im heiteren Frühling den Kontrast zur inneren Trostlosigkeit besonders schmerzlich. Doch häufig werde die Krankheit verleugnet, verdrängt oder von Ärzten nicht erkannt, erklärte der Verband am Mittwoch in Berlin. Rund drei Millionen Menschen in Deutschland leben nach Angaben des Verbandes mit Depressionen, allein in Berlin benötigten rund zwei Prozent der Bevölkerung psychotherapeutische Hilfe. Frauen sind nach Ansicht der Psychotherapeuten doppelt so anfällig für seelischen Störungen wie Männer. "Depressionen sind eine nach innen gewandte Form der Aggression", sagte die Berliner Diplom-Psychologin Ulrike Michels-Vermeulen. "Männer reagieren sich eher nach außen hin ab". Symptome für Depressionen können anhaltende Schlafstörungen, Appetitverlust oder ein Engegefühl in der Herzgegend sein, häufig kombiniert mit langen Phasen von Angst, Niedergeschlagenheit, Verzweiflung, Leere, Interessenverlust - bis hin zu Antriebsschwäche, Entschlussunfähigkeit und Selbstmordgedanken. Typisch für die Krankheit ist ein schwindendes Selbstwertgefühl. Ein Alarmsignal kann der Rückzug aus dem Freundes- und Familienkreis sein. "Das Problem ist, dass all diese Symptome sehr schnell mit Pillen bekämpft werden, und nicht mit einer psychotherapeutischen Behandlung", sagte der Berliner Diplom-Psychologe Andreas Wünscher. Ärzte beachteten oft nur die Schmerzsymptome, nicht aber die innere Verfassung ihrer Patienten. Nach Ansicht des Psychotherapeutenverbandes könnte das deutsche Gesundheitssystem um 1,2 Milliarden Euro pro Jahr entlastet werden, wenn depressiv veranlagten Menschen rechtzeitig geholfen würde. Eine psychotherapeutische Behandlung kostet nach Verbandsangaben rund 2000 bis 3000 Euro. Bei einem ärztlichen Befund übernehmen die Krankenkassen in der Regel die Kosten.
Quelle: Netdoktor.de vom 09.05.2002
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