Parkinson

Parkinson: Nervenzellen erhalten Verjüngungskur

London (ddp). Amerikanische Mediziner haben möglicherweise einen Weg gefunden, den Verlauf der Parkinson-Krankheit zu verlangsamen oder sie sogar zu verhindern: Sie unterziehen die betroffenen Nervenzellen im Gehirn einer Art Verjüngungskur, durch die sie weniger anfällig für Stress werden. Auf diese Weise lässt sich der Tod dieser Zellen, die den für die Bewegungssteuerung unverzichtbaren Botenstoff Dopamin bilden, verzögern und zum Teil auch vollständig verhindern, konnten die Forscher bei Mäusen zeigen. Da für diese Verjüngung ein bereits als Bluthochdruckmittel zugelassener Wirkstoff eingesetzt wird, stehe klinischen Studien nichts mehr im Wege, erklärt Studienleiter James Surmeier von der Northwestern University in Chicago. Die Forscher stellen ihre Entdeckung in der Fachzeitschrift «Nature» vor (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/nature05865). Die Nervenzellen im Gehirn, die das Dopamin produzieren und deren Tod die Bewegungsstörungen bei Parkinson auslöst, erzeugen pausenlos elektrische Signale und gehören damit zu den so genannten Schrittmacherzellen. Während sich jedoch die meisten anderen Schrittmacher für ihre Arbeit auf geladene Natriumteilchen verlassen, die sie durch ihre Membran strömen lassen, nutzen die dopaminproduzierenden Zellen einen anderen Weg, haben Surmeier und sein Team entdeckt: Zwar verwenden sie kurz nach ihrer Bildung ebenfalls Natrium, gehen aber mit der Zeit zu Kalziumionen über, bis bei alternden Zellen schließlich hauptsächlich diese Ionen für die Erzeugung der elektrischen Impulse genutzt werden. Nach Ansicht der Wissenschaftler ist genau das der Faktor, der die Zellen sehr viel anfälliger gegenüber Stress, toxischen Substanzen und damit auch dem Zelltod macht als andere Nervenzellen: Da Kalzium in der Zelle vielfältige regulierende Funktionen erfüllt, muss der Ein- und Ausstrom sehr genau unter Kontrolle gehalten werden - was für die Zelle wiederum einen starken Energieaufwand bedeutet. Wäre es nun möglich, die Zellen dazu zu bringen, wieder auf das Natrium umzusteigen, müsste der Stress nachlassen, so die Idee der Forscher. Um das zu testen, blockierten sie mithilfe des Wirkstoffs Isradipin, der auch gegen Bluthochdruck eingesetzt wird, die Eintrittsstellen für das Kalzium. Das Ergebnis: Die Zellen schalteten lediglich mit einer kurzen Verzögerung wieder auf das Natrium um und verhielten sich damit genauso wie die robusten jungen Zellen. Das schützte sie sowohl im Labor als auch in Tests mit Mäusen vor dem Zelltod, der normalerweise mit Parkinson einhergeht, konnten die Wissenschaftler zeigen. Sie hoffen nun, den Ausbruch der Krankheit in Zukunft auch beim Menschen mit einer vorbeugenden Einnahme des Mittels vermeiden oder aber ihren Verlauf deutlich verlangsamen zu können. Klinische Studien mit Betroffenen sollen in Kürze beginnen.

Quelle: Netdoktor.de vom 11.06.2007

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