Parkinson

Parkinson: lebendes Gewebe gibt Hoffnung auf Therapie

Ein neuer Therapieansatz bringt jetzt neue Hoffnung für Parkinson - Patienten. Dies berich- tet die "Welt am Sonntag". Rund 250 000 Menschen in Deutschland leiden derzeit unter Parkinson. Sie ist damit die häufigste neurologische Erkrankung älterer Menschen. Trotz  intensiver Forschung ist die Krankheit bis heute nicht heilbar. Jetzt haben Forscher der Firma Titan Pharmaceuticals in San Fransisco ein neues Verfahren entwickelt. Bei Parkin- son stellt das Gehirn aus immer noch unbekannten Gründen die Produktion der biochemischen Substanz Dopamin ein. Dieser Botenstoff ist für die Weiterleitung von Nervenimpulsen von einer Zelle in die nächste verantwortlich. Fehlt der Botenstoff, geraten manche Hirnregionen völlig durcheinander und produzieren übermäßig viel andere Botenstoffe. Dadurch laufen Bewegungen unkontrolliert ab, Arme und Hände zittern, Muskeln versteifen sich, der Stoffwechsel spielt verrückt. Bei dem neuen Verfahren pflanzen Wissenschaftler lebende Zellen, die Dopamin und andere wichtige Stoffe produzieren, in das Gehirn ein. Aus der Netzhaut des Auges gewinnen die Forscher sogenannte pigmentierte Retina-Ephithelzellen, kurz RPE-Zellen genannt. Sie schützen das Auge normalerweise vor zu starkem Lichteinfall. Aus bisher unbekannten Gründen produ- zieren gerade diese Zellen Dopamin. Nachdem sie im Reagenzglas vermehrt wurden, werden die Zellen operativ in das Mittelhirn eingepflanzt. Dieser Bereich des Gehirns ist für die koordinierten Bewegungen des Körpers zuständig. Die Zellen sollen dort die motorisch- en Steuerung beleben und den Bedarf an Medikamenten verringern. Irgendwann, so die Hoffnungen der Forscher, sollen die Patienten sogar ganz auf Medikamente verzichten können. Der Berliner Pharmakonzern Schering ist seit 18 Monaten an der Forschung beteiligt. "Die Ergebnisse sind ermutigend. Einschränkende Nebenwirkungen blieben bislang aus", sagt Dr. Hermann Graf, Experte für Zell- und Gentherapie in dem Unternehmen. Doch trotz vielversprechenden Ergebnissen warnt der Wissenschaftler vor zuviel Euphorie. "Wir stehen erst am Anfang. In etwa zwei Jahren erwarten wir gesicherte klinische Ergebnisse über die Effektivität der neuen Therapie. Bis dahin müssen die Patienten mit herkömmlichen Anti-Parkinson-Mitteln auskommen. (dbw)

Quelle: Netdoktor.de vom 15.07.2001

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