Parkinson

Parkinson: Süchtig nach Medikamenten

München (netdoktor.de) - Jeder fünfte Parkinson-Patient leidet unter schweren Entzugssymptomen, wenn seine Dosis an Dopamin-Agonisten gesenkt wird. Die Symptome - von Übelkeit bis Panikattacken - fallen ähnlich stark aus, wie bei einem Kokain-Entzug. Das berichten Forscher des New York Presbyterian Hospital in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Archives of Neurology" (2010; 67: 58-63).

Das Forscherteam fasst die Beschwerden unter dem Begriff "dopamin agonist withdrawl syndrome" (DAWS) zusammen. Sie umfassen Beklemmung, Panik, Depression, übermäßiges Schwitzen, Übelkeit, allgemeine Schmerzen, Abgeschlagenheit, Schwindel und heftiges Verlangen nach den Medikamenten. Andere Parkinson-Medikamente können die Entzugssymptome nicht mildern, nur eine Erhöhung der Menge an Dopamin-Agonisten verschafft den Betroffenen Linderung.

Von den 93 Teilnehmern der Studie, deren Medikation aus unterschiedlichen Gründen verringert wurde, erhielten 26 eine reduzierte Dosis an Dopamin-Agonisten. Fünf dieser Parkinson-Patienten (19 Prozent) litten anschließend am DAWS. Zwei der Betroffenen überwanden die Entzugssymptome, bei Dreien mussten die Ärzte die Dosis der Dopamin-Agonisten jedoch wieder erhöhen. "Wie Kokain und Methamphetamine funktionieren Dopamin-Agonisten, indem sie das Belohnungssystem im Gehirn stimulieren", sagt Dr. Melissa J. Nirenberg, Leiterin der Studie. Daher sei es nicht überraschend, dass die Medikamente ähnliche Entzugssymptome hervorriefen wie die Drogen.

Ein Risikofaktor für DAWS scheinen Impulskontrollstörungen bei den Patienten zu sein. Unter der Behandlung mit Dopamin-Agonisten können diese Störungen auftreten, die sich zum Beispiel in Essstörungen oder Spiel- und Kaufsucht äußern. Alle Teilnehmer der Studie, die mit Entzugssymptomen zu kämpfen hatten, zeigten zuvor solche Verhaltensauffälligkeiten. Außerdem trat ein DAWS umso häufiger auf, je höher die Dosis an Dopamin-Agonisten vor Beginn der Studie war. "In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, dass Ärzte und ihre Patienten Dopamin-Agonisten vernünftig einsetzen und ihre Dosis nur vorsichtig reduzieren", fasst Nirenberg das Untersuchungsergebnis zusammen.

Die Parkinson-Erkrankung trifft etwa ein bis zwei von 1.000 Personen. Erste Symptome treten in der Regel im Alter zwischen 50 und 60 auf, es kommt zum Verlust von dopaminproduzierenden Zellen im Gehirn. Insbesondere jüngere Patienten können von einer Therapie mit Dopamin-Agonisten profitieren. Die Arzneimittel entfalten eine ähnliche Wirkung wie Dopamin und können die typischen Bewegungsstörungen der Parkinson-Krankheit aufhalten. (fs)

Quelle: Netdoktor.de vom 13.01.2010

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