Schizophrenie
Virologe: Toxoplasmose als Auslöser von Schizophrenie?
Maryland (netdoktor.de) – Der Katzenparasit Toxoplasma gondii ist für Menschen möglicherweise gefährlicher als bislang angenommen. Der US-Forscher Fuller Torrey vom Stanley Research Center in Maryland kam in einer Studie zu dem Schluss, dass eine Infektion mit dem Parasiten für die Schizophrenie verantwortlich sein könnte. Dies berichtet die aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit". Der Virologe Torrey untersuchte gemeinsam mit seinem Kollegen Robert Yolken von der John Hopkins University of Medicine in Baltimore 53 000 Blutproben von schwangeren Frauen. Die Analyse ergab, dass Mütter von schizophrenen Kindern häufiger Antikörper gegen Herpes und Toxoplasmose in ihrem Blut trugen als Gesunde. Die Toxoplasmose, glaubt Torrey, schädige den Teil des Gehirns, das Gefühle und Verhalten steuere. Nach neuesten Erkenntnissen aktiviert eine erlittene Infektion die so genannten Retroviren, die im Genom des Menschen ruhen. Der Ausbruch der eigentlichen Krankheit erfolgt erst im jungen im Erwachsenenalter. Solche Retroviren konnten Forscher im Nervenwasser von Patienten nachweisen, die erst kürzlich an Schizophrenie erkrankten Das Virus könnte daher eine wichtige Rolle zu Beginn der Krankheit spielen, folgerten die Wissenschaftler. Noch in diesem Jahr sollen Schizophreniekranke mit Medikamente gegen Toxoplasmose behandelt werden. Die Erfolgschancen bleiben jedoch ungewiss. Yolken sagte: "Wir wissen nicht, ob neuronale Schäden aus der Kindheit rückgängig zu machen sind." Schizophrenie ist eine psychiatrische Erkrankung (Nervenkrankheit, Psychose), die Veränderungen der Gedanken und des Verhaltens auslöst. Schizophreniekranke sind zeitweise nicht in der Lage, zwischen der Wirklichkeit und den eigenen Vorstellungen zu unterscheiden. Sie betrifft beide Geschlechter gleich häufig und tritt bei Frauen meist zwischen dem 25.und dem 35. Lebensjahr auf, bei Männern häufig im Alter zwischen 15 bis 30 Jahren. Die genauen Ursachen der Erkrankung sind noch unbekannt. Als wahrscheinlich gilt aber, dass die Vererbung eine Rolle spielt. (im)
Quelle: Netdoktor.de vom 26.04.2001
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