Schizophrenie

Unzureichend gelöst: Negativsymptomatik bei Schizophrenie

(naps/rh). "Es entspricht internationalem Standard, atypische Neuroleptika als Mittel der ersten Wahl bei Patienten mit schizophrenen Erkrankungen zu bevorzugen", erklärte Professorin Dr. Nina R. Schooler (New York) auf einer Weiterbildungsveranstaltung im Medizinischen Zentrum der Landeshauptstadt Schwerin. Für den Einsatz spreche vor allem ein günstiges Nebenwirkungsprofil.

Haldol beeinträchtigt kognitive Leistungsfähigkeit
"Viel Haldol und Akineton" dagegen, so Professor Dr. Bernd Gallhofer, Leiter der psychiatrischen Klinik am Universitätsklinikum Gießen, "beeinträchtigen die Kognition". Zudem verursachen die älteren Neuroleptika oftmals extrapyramidale Symptome (Bewegungsstörungen). Diese treten bei Atypika nur sehr selten auf.

Trotz der weiterentwickelten Neuroleptikatherapie stehen weiterhin Unwägbarkeiten im Raum: "Unzureichend gelöst ist das Problem der Negativsymptomatik bei Patienten mit schizophrenen Erkrankungen", so Professorin Schooler. Fehlender Antrieb, geringe Belastbarkeit und sozialer Rückzug sind besonders bei chronischen Verläufen nicht selten.

Nach Gallhofers Ansicht gewinnt dieser Aspekt vor allem Bedeutung in der Einschätzung neuer psychopharmakologischer und psychosozialer Behandlungsstrategien. Dazu erklärte er: "Forschung tut Not auch in Richtung kognitiver Leistungsfähigkeit unbehandelter Patienten mit Schizophrenie." Ganz wichtig ist: Welche Behandlungsmöglichkeiten helfen wie? Dafür steht in seiner Klinik ein "Kognikationslabor" zur Verfügung.

Professor Gallhofer plädiert für eine integrative Psychiatrie. So werden in Gießen im Rahmen eines ganzheitlichen Behandlungskonzeptes u.a. Psychotherapie, Alltagsaktivierung, Gestaltungs-, Bewegungs- und Entspannungstherapie eingesetzt. Wichtige Therapieziele sind, so Gallhofer, das Wiederbewältigen des Alltags und das Erreichen größtmöglicher Selbständigkeit und Lebensqualität. Wichtig ist ihm dabei die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Patienten, den Angehörigen und den Mitarbeitern des Behandlungsteams.

Veranstaltungsleiter Prof. Dr. Andreas Broocks, seit Juni neuer Ärztlicher Direktor der Carl-Friedrich-Flemming-Klinik des Medizinischen Zentrums in Schwerin, machte mit dieser Konferenz deutlich, dass die Schweriner Weiterbildungs- und Aufklärungsveranstaltungen auch landesweit auf große Resonanz stoßen.

Weiterführende Informationen:
www.lichtblick-newsletter.de/blickpsy8.html
klinikum-sn.de http://www.med.uni-giessen.de/psychiat
www.kompetenznetz-schizophrenie.de

Quelle: Lichtblick-newsletter.de vom 08.10.2003

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