Schizophrenie

Borderline-Störung: Unkontrollierte Emotionen

Rostock (ddp). Manche Menschen können ganz schön launisch sein. Vor allem Jugendliche haben in der Pubertät zeitweise mit unangenehmen Stimmungsschwankungen zu kämpfen. Wer seine Emotionen über längere Zeit nicht mehr unter Kontrolle hat, sollte einen Arzt aufsuchen. «Hinter den Gefühlsschwankungen könnte eine Borderline-Persönlichkeitsstörung stecken», sagt Professorin Sabine Herpertz von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde. Schätzungsweise sind rund 1,5 Prozent der Deutschen betroffen, am häufigsten junge Erwachsene zwischen 16 und 35 Jahren. Borderline-Patienten sind massiv in ihrer Emotionalität gestört. Häufig reicht schon der geringste Anlass aus, um sie in Rage zu bringen oder in tiefe Trauer zu stürzen. Kontrollieren lassen sich die Gefühlsausbrüche nicht, die Patienten stehen völlig neben sich: »Sie können kaum in Worte fassen, welches Gefühl sie gerade erleben«, erläutert Herpertz. Spürbar ist nur ein diffuser, quälender Spannungszustand. Erleichterung bringt oft bewusst selbstschädigendes Verhalten: Borderline-Patienten verletzen sich mit Rasierklingen oder drücken Zigaretten auf ihren Armen aus. Auch für Alkohol- und Drogenmissbrauch und Essstörungen sind sie anfällig. Schwierige familiäre Verhältnisse oder seelische Traumata in der Kindheit können die Erkrankung begünstigen. Auch die genetische Veranlagung spielt Herpertz zufolge eine Rolle. Zudem ergaben Gehirnforschungen, dass Betroffene zu einer Überempfindlichkeit in bestimmten Hirnregionen neigen, die für emotionale Vorgänge zuständig sind. In der sogenannten Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) lernen die Erkrankten, ihre Gefühle auf andere Weise zu verarbeiten. DBT ist eine relativ neue Behandlungsform, die verschiedene therapeutische Ansätze miteinander kombiniert, darunter Aspekte der Verhaltenstherapie, der Zen-Meditation und der Kognitiven Therapie. »Durch DBT sind die Heilungschancen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen", sagt Herpertz. Je besser die Persönlichkeitsstörung erkannt und behandelt wird, desto besser seien die Heilungschancen.

Quelle: Netdoktor.de vom 20.08.2007

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