Schizophrenie

Schizophrenie: Höheres Risiko durch Hungersnöte

Chicago (ddp). Eine mangelhafte Nährstoffversorgung im Mutterleib könnte das Risiko für Schizophrenie erhöhen. Darauf deuten die Ergebnisse einer Untersuchung von Kindern hin, die während einer extremen Hungersnot Mitte des 20. Jahrhunderts in China geboren wurden. Ihr Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, hatte sich im Vergleich zu Kindern anderer Jahrgänge verdoppelt, berichten David Clair und seine Kollegen von der Jiao Tong Universität in Shanghai in der Fachzeitschrift «JAMA» (Bd. 294, S. 557). Bei Schizophrenie handelt es sich um eine schwere Form einer Persönlichkeitsstörung, bei der es zu einschneidenden Veränderungen im Denken und Handeln kommt. Typische Symptome sind Wahnvorstellungen, Denkstörungen und Halluzinationen wie das Hören von nicht vorhandenen Stimmen. Weltweit liegt das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, bei etwa einem Prozent. Die Auslöser der Erkrankung sind bislang unbekannt, Mediziner vermuten jedoch, dass Einflüsse in der frühen Hirnentwicklung eine Rolle spielen. Bereits in den 90er Jahren hatten niederländische Forscher nachgewiesen, dass Kinder, die im Hungerwinter 1944/45 in Holland geboren worden waren, ein deutlich erhöhtes Risiko hatten, an Schizophrenie zu erkranken. Die Zahl der untersuchten Patienten war jedoch sehr gering. Clair und sein Team untersuchten nun Schizophrenie-Fälle aus der Wuhu-Region in der chinesischen Provinz Anhui, die 1959 bis 1961 besonders von Hungersnöten betroffen war. Die Wissenschaftler verglichen dabei klinische Daten aus den Jahren 1971 bis 2001 von Patienten, die vor, während und nach der Hungerperiode geboren worden waren. Generell hatte die Geburtsrate während der Hungerjahre um rund 80 Prozent abgenommen. Unter denen, deren Geburtstag in die Zeit des Hungerns fällt, gab es mehr als doppelt so viele Schizophrenie-Erkrankungen wie in den Jahrgängen davor und danach, zeigte die Auswertung. Trotz der Übereinstimmung beider Studien sei es weiter unklar, ob ein genereller Nährstoffmangel oder das Fehlen eines spezifischen Stoffes das Problem sei, betont Richard Neugebauer von der Columbia-Universität in New York. Im Verdacht steht dabei vielfach die Folsäure. Forscher untersuchen daher momentan, ob es zwischen dem Folsäure-Stoffwechsel und psychischen Erkrankungen einen Zusammenhang gibt.

Quelle: Netdoktor.de vom 04.08.2005

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