Schizophrenie

Schizophrenie: Mangelnde Kommunikation der Gehirnzellen

Washington (ddp). Die Kommunikation zwischen den Gehirnzellen ist bei Schizophreniekranken eingeschränkt. Amerikanische Forscher sind in einer Studie mit 40 Teilnehmern erstmals auf bestimmte Unregelmäßigkeiten der Gehirnströme gestoßen, die auf diese Annahme hindeuten. Die an Schizophrenie Erkrankten zeigten in einem bestimmten Frequenzbereich, dem sogenannten Gamma-Band, keine elektrische Aktivität der Nervenzellen im Gehirn. Genau dieser Frequenzbereich scheint aber eine Rolle zu spielen, um verschiedene Informationen zu einem einheitlichen Signal zu verarbeiten. Ihre Ergebnisse präsentieren die Forscher im Fachmagazin "PNAS"
(Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0406074101).

Die Forscher um Robert McCarley von der Harvard-Medical-School in Brockton hatten den Probanden mehrfach zwei Grafiken gezeigt. In einer bildeten vier Dreiviertelkreise ein imaginäres Quadrat. Innerhalb von zwei Sekunden mussten die Testpersonen durch Knopfdruck mitteilen, ob sie das Viereck sahen oder nicht. Sowohl die 20 Schizophrenen als auch die Vergleichsgruppe reagierten in einer Sekunde. Die Schizophrenen machten jedoch mehr Fehler und benötigten etwa 200 Millisekunden länger, um die Bilder zu verarbeiten.

Die Messungen ihrer Gehirnströme mit einem Elektro-Enzephalogramm (EEG) zeigten keine Gehirnströme im Bereich zwischen 30 und 100 Hertz, dem Gamma-Band. Diese Gamma-Wellen helfen vermutlich, dass Zellen miteinander kommunizieren und so verschiedene Wahrnehmungen verknüpfen. Bei einigen der Schizophrenen maßen die Forscher Wellen mit niedrigerer Frequenz. Dass kann laut McCarley auf eine weniger effektive Kommunikation zwischen den Gehirnzellen hinweisen. Wenn die effizienteste Verständigung zwischen Gruppen von Neuronen bei 40 Hertz liegt, und Schizophrene mit geringeren Frequenzen arbeiteten, sei es wahrscheinlich, dass bei ihnen die Kommunikation zwischen Zellverbänden und Hirnregionen gestört ist. Die geringste Aktivität im Gamma-Bereich fanden die Forscher bei den Patienten mit den heftigsten Symptomen der Krankheit.

Schizophrene Menschen haben häufig einen gestörten Realitätsbezug und können unter Halluzinationen und Wahnvorstellungen leiden. Die psychische Erkrankung betrifft 0,5 bis 1 Prozent der deutschen Bevölkerung. Sie wird meist mit einem mehrdimensionalen Therapieansatz behandelt, bei dem Mediziner psychopharmakologische, psycho- und sozialtherapeutische Maßnahmen kombinieren.

Quelle: Lichtblick-newsletter.de Nr. 147 vom 12.11.2004

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