Schizophrenie
Offener Dialog zum Thema Schizophrenie
Wie wichtig der offene Dialog zum Thema Schizophrenie ist, dokumentiert auch eine aktuelle Studie der Universität Leipzig. Hartnäckig halten sich Vorurteile gegenüber schizophren erkrankten Menschen in den Köpfen der Öffentlichkeit. Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts glauben viele Menschen in Deutschland, dass schizophren Erkrankte eine Gefahr für ihre Mitmenschen sind. Jeder Vierte will nicht mit einem Betroffenen am Arbeitsplatz zusammenarbeiten; die Hälfte der Befragten konnte sich nicht vorstellen, eine Wohnung an einen schizophren Erkrankten zu vermieten. "Diesen und zahlreichen weiteren Vorurteilen begegnen Menschen mit Schizophrenie in der Öffentlichkeit fast täglich" betonte Dr. Manuela Richter-Werling vom Verein Irrsinnig Menschlich e.V." - www.irrsinnig-menschlich.de - "Wie aus Gesprächen mit Betroffenen hervorgeht", so Richter-Werling, "leiden die Patienten unter dieser Ausgrenzung mehr als unter den Symptomen ihrer Krankheit selbst." Insbesondere das Bild vom unberechenbaren und aggressiven Irren ist noch weit verbreitet. Schizophrenie Erkrankte sind "nicht gefährlicher als der Durchschnitt der Bevölkerung", bekräftigte Dr. Marius Houchangnia, Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie am St. Vinzenz Hospital, Haselünne. Auffällig aggressives Verhalten tritt bei schizophren Erkrankten nur dann auf, wenn die Betroffenen unbehandelt bleiben und sozial ausgegrenzt sind. Schizophrenie ist gut behandelbar: Immerhin gilt ein Viertel der Patienten nach intensiver Therapie als geheilt; vielen kann zumindest geholfen werden. Gute ärztliche Betreuung sowie spezifisch wirksame, verträgliche Medikamente - so genannte atypische Antipsychotika - ermöglichen den Erkrankten, ihr persönliches Potenzial auszuschöpfen. Bei der Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass nicht allein Medikamente für eine erfolgreiche Therapie ausschlaggebend sind, sondern auch die Zuwendung und Unterstützung der Angehörigen. "Es hat sich viel Positives getan in der Behandlung", bestätigte Eva Straub, die sich als Mutter eines Patienten im Bayrischen Landesverband der Angehörigen psychisch Kranker e.V. engagiert. Als deutlichen Fortschritt bewertet sie, dass - wo möglich - stationäre Ansätze durch ambulante Therapien ersetzt werden. Einer von 100 Menschen erkrankt einmal in seinem Leben an Schizophrenie, die damit fast so häufig auftritt wie Diabetes. Weltweit sind etwa 60 Millionen Menschen betroffen; in Deutschland sind dies rund 800.000 Menschen. Aufgrund der steigenden Anzahl psychischer Erkrankungen in der Bevölkerung hat die Weltgesundheitsorganisation WHO sie zur Krise des 21. Jahrhunderts erhoben und zum Schwerpunktbereich ihrer Arbeit erklärt. Tipp: www.openthedoors.de
Quelle: Lichtblick-newsletter.de vom 28.03.2002
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