Sozialpsychatrie
Nehmen Zwangsunterbringungen zu?
Laut einer von der Europäischen Kommission geförderten Studie (H. Dreßing/H.J. Salize) unterscheiden sich die Zwangsunterbringungsraten (Zahl der Zwangseinweisungen psychisch Kranker pro 100 000 Einwohner) und die Zwangsunterbringungsquoten (Anteil der Zwangseinweisungen an allen stationärpsychiatrischen Aufnahmen) in den EU-Mitgliedsstaaten erheblich. Die Spanne der Zwangsunterbringungsraten reicht von 6 pro 100 000 Einwohner (Portugal) bis 218 pro 100 000 Einwohner (Finnland) und die Zwangsunterbringungsquoten reichen von 3,2 Prozent (Portugal) bis 30 Prozent (Schweden).
In einigen Ländern findet sich ein deutlicher Anstieg der Zwangsunterbringungsraten in den letzten Jahren, wohingegen in keinem der Länder ein relevanter Anstieg der Zwangsunterbringungsquoten festgestellt werden konnte. Schlussfolgerung: Die relativ stabilen Zwangsunterbringungsquoten deuten darauf hin, dass es nicht zu einer tatsächlichen Zunahme von Zwangsmaßnahmen in der psychiatrischen Praxis gekommen ist. Zunehmende Zwangsunterbringungsraten scheinen vielmehr eine veränderte psychiatrische Behandlungspraxis mit kürzeren Verweildauern und häufigeren Wiederaufnahmen widerzuspiegeln. (Quelle: Das Gesundheitswesen 2004; 66: 240 - 245)
Weiterführende Literatur: Harald Dreßing, Hans-Joachim Salize, Zwangsunterbringung und Zwangsbehandlung psychisch Kranker, Gesetzgebung und Praxis in den Mitgliedsländern der EU, Forschung für die Praxis / Hochschulschriften, Bonn 2004, ISBN 3-88414-363-8, 260 Seiten.
Quelle: Lichtblick-newsletter.de vom 20.08.2004
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