Sozialpsychatrie

Neue Therapiekonzepte bei psychischen Erkrankungen

Besucherrekord - Hörsaal platzte aus allen Nähten
(naps). Der Hörsaal im Zentrum für Nervenheilkunde der Universität Rostock platzte mit nahezu 250 Interessenten fast aus allen Nähten, als die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Professorin Dr. med. Sabine Herpertz die Tagung "Neue Therapiekonzepte bei psychischen Erkrankungen" eröffnete.

"Diese rege Teilnahme bestätigt das Interesse an einer engen Zusammenarbeit zwischen den Trägern der psychiatrischen Versorgung, den Psychiatrieerfahrenen und ihren Angehörigen." Kein Wunder, initiierten doch erstmals Verbände aus Psychiatrie und Selbsthilfe und die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Rostocker Universitätsklinikum diese Jahrestagung. Professorin Herpertz erwähnte ausdrücklich, dass sie bereits bei der Übernahme der Klinik im Februar auch von Mitgliedern der Selbsthilfe herzlich begrüßt worden sei. Daher ist es nur konsequent, auch in dieser Form den Austausch fortzusetzen.

Wer sich mit Krankheit auseinandersetzt, kann sein Leben beeinflussen
Aus Herpertz Sicht sei es wichtig, dass die Betroffenen so gut wie möglich über ihre Erkrankung informiert werden. "Denn wer selbst zum 'Spezialisten' wird, hat viel bessere Möglichkeiten, die eigene Krankheit zu bewältigen und sein Leben zu planen." Zugleich bezeichnete sie die vom Leipziger Verein Irrsinnig Menschlich ins Leben gerufene Antistigmaaktion in Schulen "als beispielhaft". Fest stand schon vor der Tagung: Nach den Vorstellungen der Selbsthilfeverbände sollen die Leipziger Erfahrungen auch in Mecklenburg-Vorpommern Schule machen. Immerhin, die Veranstalter konnten die Projektleiterin Dr. Manuela Richter-Werling für die nachmittägige Podiumsdiskussion gewinnen. Doch zuvor wandten sich die Referenten aus der Psychiatrie an die Teilnehmer im Auditorium.

Unter dem Motto: "Mehr Wissen über psychische Krankheiten, weniger Vorurteile, bessere Behandlungserfolge" haben wir hier auf diesen Seiten die erste gemeinsame Jahrestagung zusammengefasst.

Für Interesse sorgte am Rande der Tagung ein Basar mit Handarbeiten, Kunstwerken, Kalender, ein Büchertisch und Informationen zu Projekten verschiedener Trägervereine. Zum Besucherandrang sagte Ulrike Schob, Vorsitzende der Familien-Selbsthilfe Psychiatrie, Landesverband M-V: "Mit einer solchen Resonanz haben wir nicht gerechnet. Doppelt so viele Besucher hätten es sein können. Leider mussten wir die 'Anmeldeflut' etwas eindämmen. Die Aufklärungsreihe wird 2004 fortgesetzt."

Fazit: Psychische Krankheiten sind kein Phantom! Unbehandelt beeinträchtigen sie die Befindlichkeit und Lebensqualität der Betroffenen in einem hohem Maße. Medikamente, Psychotherapie, sozialtherapeutische Maßnahmen und Entstigmatisierungsprogramme (in der Psychiatrie und Selbsthilfe) können die Situation verbessern und neue Lebensperspektiven eröffnen. Für die Krankheitsbewältigung besonders wichtig: Die moderne Psychiatrie arbeitet mit Selbsthilfe- und Angehörigengruppen zusammen. Beide Seiten "profitieren" davon. (Roland Hartig)

Quelle: Lichtblick-newsletter.de vom 24.12.2003

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