Sozialpsychatrie

WHO: Großteil psychischer Krankheiten heilbar

Genf (dpa) - Psychische Krankheiten sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO zum großen Teil heilbar. Sechs von zehn Patienten, die unter Depressionen leiden, könnten wieder gesund werden. 77 Prozent der Patienten mit Schizophrenie könnten bei erfolgreicher Behandlung ohne Rückfälle leben. Es gebe ein neues Verstehen von psychischen Störungen, heißt es im WHO-Jahresbericht über psychische Gesundheit, den Generaldirektorin Gro Harlem Brundtland am Donnerstag in Genf vorlegte. Leider suchten derzeit nur 35 von 100 Erkrankten professionelle medizinische Hilfe. Pro Jahr begehen laut WHO rund eine Million Menschen mit psychischen Krankheiten Selbstmord. Weitere zehn bis 20 Millionen versuchten eine Selbsttötung. Insbesondere in den Industrieländern sei die wachsende Selbstmordrate unter Jugendlichen und Frauen ein immer weiter um sich greifendes Problem. Vorbeugende Maßnahmen müssten daher verstärkt werden. So sollten etwa Gift und Waffen schwerer zugänglich sein. Wie die WHO weiter mitteilte, leiden derzeit weltweit 450 Millionen Menschen an psychischen Krankheiten. An der Spitze stehen mit 121 Millionen Betroffenen die verschiedenen Formen von Depressionen. Der WHO-Bericht geht unter anderem auch auf wissenschaftliche Beweise für die "fundamentale Verbindung zwischen psychischer und körperlicher Gesundheit" ein. Beispielsweise könnten Depressionen Herzkrankheiten ankündigen, heißt es. Ängstliche und depressive Stimmungen erhöhten die Anfälligkeit für eine Reihe körperlicher Krankheiten. Jüngste Ergebnisse hätten auch gezeigt, dass junge Menschen mit psychischen Störungen wie Depressionen oder Suchtabhängigkeit eher mit dem Rauchen anfingen oder riskante Sexual-Praktiken verfolgen. Zum Risikofaktoren gehörten auch unkontrollierter Städtebau, Armut sowie der rasante Wechsel in der Technologie. Aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation sollte das medizinische Personal besser für den Umgang mit geistig Kranken geschult werden. Wichtige Medikamente sollten für alle bereitgestellt werden. Statt die Erkrankten in Krankenhäusern "wegzuschließen", sollte sich die Gemeinschaft um sie kümmern. Notwendig seien deshalb auch Aufklärungskampagnen und mehr Informationen über geistige Erkrankungen. Jedes Land müsse eine eigenständige Politik für den Umgang mit diesen Krankheitsformen formulieren. (hk)

Quelle: Netdoktor.de vom 07.10.2001

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