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Gesundheitswoche: Seelische Gesundheit stärker beachten

Heiligenstadt (dpa) - Seelische Gesundheit muss nach Meinung von Gesundheitsminister Frank-Michael Pietzsch (CDU) stärker in den Mittelpunkt öffentlichen Bewusstseins rücken. Richtig gesund fühle sich der Mensch nur, wenn auch seine Seele gesund sei, sagte Pietzsch am Montag zur Eröffnung der 9. Thüringer Gesundheitswoche in Bad Heiligen- stadt. Nach Schätzungen von Experten machen etwa 20 bis 25 Prozent aller Menschen mindestens einmal in ihrem Leben eine psychische Erkrankung durch. Betroffen seien Menschen jeden Alters und jeder sozialen Schicht. Ein Prozent aller Menschen erkranke an einer schizophrenen Psychose, sagte der Minister. Bei depressiven Erkrankungen schwanke die Rate je nach Alter und Geschlecht zwischen 10 und 30 Prozent. Zum Vergleich: 5 Prozent der Bevölkerung leide an Diabetes, 5 Prozent der Erwachsenen und 10 Prozent der Kinder an Asthma, 5 bis 6 Prozent erleiden einen Schlaganfall. Psychopharmaka gehörten zu den am meisten verordneten Medikamenten. Seelische Erkrankungen rangierten bei Rehabilitationen vor Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems und der Atmungsorgane. Von den Thüringern, die wegen verminderter Erwerbstätigkeit Frührente     beziehen, sind 2,9 Prozent Männer und 5,8 Prozent Frauen psychiatrisch erkrankt. Wichtig sei die Früherkennung der Erkrankung, sagte Pietzsch. Viele psychische Krankheiten würden schleichend mit kleinen Veränderungen, mit Missbefindlichkeiten und Störungen im  täglichen Leben beginnen. "Wer bei sich oder bei nahe stehenden Menschen Anzeichen seelischer Erkrankungen entdeckt oder vermutet, sollte sich nicht scheuen, Hilfe zu suchen." Körperliches und psychisches Wohlbefinden ergänzten sich gegenseitig. Hinter körperlichen Symptomen würden sich oft seelische Leiden verbergen. Seelische Krankheiten würden jedoch häufig vertuscht, aus Angst von Nachbarn, Kollegen und Freunden gemieden zu werden. Die Thüringer Gesundheitswoche bietet rund 400 Veranstaltungen zu dem Thema an. Es gibt landesweit sozialpsychiatrische Dienste und 15 psychosoziale Kontakt- und Beratungsstellen. Mit dem für dieses Jahr vorgesehenen Trägerwechsel der drei psychiatrischen Landesfachkrankenhäuser erhofft sich Pietzsch eine Verbesserung der psychiatrischen Betreuung und Investitionen in Millionenhöhe. (ee)

Quelle: Netdoktor.de vom 03.04.2001

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