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Erster Weltkongress: Weibliche Psyche im Blickpunkt

Berlin (netdoktor.de) - Frauen leiden häufiger an psychischen Erkrankungen wie Depres- sionen, Schizophrenie oder Essstörungen als Männer. Aber auf den "kleinen Unterschied" im Gehirn achten Ärzte in der Praxis bisher zu wenig. In Berlin diskutieren jetzt vom 27. bis 31.    März rund 2000 Ärzte und Forscher auf dem "First World Congress on Womens`s Health" speziell über die psychische Gesundheit der Frauen. Denn der "kleine Unterschied" kann dramatische Folgen haben. Das weibliche Gehirn ist zwar um zehn Prozent kleiner als das männliche, jedoch deutlich besser durchblutet. Wenn Frauen also Antidepressiva oder Beruhigungsmittel einnehmen, werden mehr Wirkstoffe ins Gehirn geschwemmt. Da solche Medikamente bisher hauptsächlich an Männern getestet wurden, sind die Dosierungen auf diese eingestellt. "Frauen werden zum Teil seit Jahrzehnten mit Psychopharmaka überdosiert",  kritisiert Kongresspräsident Mario Lanczik von der Psychiatrischen Universitätsklinik Nürnberg-Erlangen. Blutspiegelbestimmungen der Medikamente sind daher gerade bei Frauen wichtig. Hauptursache für das höhere Erkrankungsrisiko der Frauen sind Hormon- schwankungen, insbesondere des Östrogens. Das Hormon hat großen Einfluss auf  Boten- stoffe wie Serotonin, die motivierend, belebend und aufheiternd wirken. In der zweiten Hälfte des Menstruationszyklus fällt der Östrogenspiegel rapide ab. Mit der Folge, dass der Antriebsspender Serotonin fast versiegt. "Während dieser Phase sind Frauen anfälliger", so Mario Lanzik. "Rund drei Viertel aller Frauen leiden dann mindestens unter einem psychischen Symptom wie depressive Verstimmung, Reizbarkeit, Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit." Oft seien die Beschwerden so stark, dass eine ärztliche Behandlung erforderlich wäre. Doch nur sieben Prozent der Betroffenen suchen deswegen einen Arzt auf. (as)

Quelle: Netdoktor.de vom 27.03.2001

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